Rem Tene, Verba sequentar – Beherrsche die Sache, dann folgend die Worte
Ob jemand kompetent wirkt oder eben nicht, erkennt man sehr schnell. Man merkt es an der entspannten Körperhaltung, an der Leichtigkeit, wie die Sätze sich konstellieren und an der Variation der Inhalte, ohne den roten Faden zu verlieren. Es fällt einem leicht zuzuhören und sich zu konzentrieren – man hat nicht das Bedürfnis Mails zu lesen oder SMS’s zu schreiben.
Mir sagte einmal ein Mentor, „du musst zehn Mal mehr wissen als du erzählst.“ Ob die Zahl zehn stimmt, habe ich nie nachgemessen. Und doch würde ich diese Aussage unterstreichen. Wie langweilig ist es doch, jemandem zuzuhören, der sich auf die Inhalte konzentrieren muss, weil er oder sie sich sonst verlaufen könnte. Wie abstossend ist es, wenn einem ein Vorgesetzter auf die Schultern klopft und sagt, „das schaffen wir“ – ohne dass man darum gebeten hat. Und wie deplatziert kann es sein, wenn jemand positiv denkt, obwohl es so richtig schief gelaufen ist oder die Überbelastung des Teams kein Ende findet.
Und ausserdem sind wir MENSCHEN, Menschen mit starken Seiten und anderen. Die Suche nach Kompetenzen und das Streben nach Perfektion machen lediglich krank und ist wirkungslos. Kürzlich sagte ein Kunde: „Da ist mir ein klares Profil von einem Chef lieber. Sag mir, wohin die Reise geht (Vision), sag mir welche Rolle ich dabei spiele (mein Auftrag und mein Entwicklungsweg) und sag mir, mit welchen Werten und Grundsätzen wir diese Reise antreten (Normen). Den Rest mach ich dann schon.“ Und wichtig – woran messen wir den Erfolg, den des Mitarbeiters und den des Vorgesetzten? Und ist er da, wenn er ihn braucht (Präsenz) und macht er sich für das stark, was er sich und seinem Team auf die Flagge geschrieben hat (Vorbild)?“ Wenn sich die Mitarbeiter im Team dann gegenseitig noch vertrauen und stärken statt skeptisch und misstrauisch zu reagieren dann spielen sie bereits in der Champions League. Um dahin zu kommen braucht es Ausdauer, Beharrlichkeit und eine tolerante Fehlerkultur. Denn es ist nur natürlich, dass man einmal einen schlechten Tag hat.gen?
Über Kompetenzen wird viel geredet – zuletzt ist es jedoch nur die Wirkung, die zählt. Die Wirkung, die eine Führungskraft oder auch ein Mitarbeiter auf andere und auf eine Aufgabe hat, bestimmt den Erfolg. Ob eine Führungskraft es schafft, die Leute ins Boot zu bringen, sie für eine Sache zu begeistern und sie so zu packen, dass sie sich für eine Sache engagieren, das allein zählt. Verantwortlich ist eine Führungskraft selten für die Erfolge, sondern primär für die Misserfolge.
Das zu erkennen ist eine der wichtigsten Kompetenzen. Und genau da wird es schwierig – denn die Natur des Menschen neigt zum Gegenteil. Am Erfolg möchten wir teilhaben, wenn nicht sogar hauptverantwortlich sein. Den Misserfolg versuchen wir mit anderen Einwirkungen zu begründen. Dahinter stecken neuronale Vernetzungen im Bereich der Affektoptimierung, die etwas versuchen zu vermeiden (Aversion) oder etwas zu erreichen (Appendenz).
Die kompetente Frage muss in der Folge sein, was ist der Leistungsauftrag einer Abteilung und/oder eines Teams. Wie sieht die Vision für dieses Team aus, was soll innerhalb der nächsten 2-5 Jahre gleichbleiben (zum Beispiel die Qualität) und was soll verändert werden (zum Beispiel LEAN) – und warum? Was (Ressourcen) und wen (Qualifikationen und Typen) brauchen wir, um diese Ziele zu erreichen – und wichtig – was sind die nächsten Schritte um die Fahrt dahin aufzunehmen. Dabei gelten die Regeln:
- Ändere immer nur ein Element, schaue was passiert und ändere dann das Nächste. (Grundlagen jedes Entwicklungsprozesses).
- Ändere nur, was geändert werden muss (Prioritäten setzen). Denn es fehlt die Zeit für alles und würde das Bewährte verwischen.
Fakt ist, es gibt verschiedene Wege nach Rom und alles was zählt ist das Ergebnis im Verhältnis zur Investition und der Zeithorizont im Sinne der unternehmerischen Vision. Eine Führungskraft ist meiner Meinung nach kompetent, wenn sie ein klares Verständnis hat, wohin die Reise geht, Risiken eingeht, Erfolge feiert und Irrtümer eingesteht und in einem ständigen Entwicklungsprozess ist. Wen kümmert es, wenn er da einmal vergisst ein Gegenüber zu grüssen..
Mir gefällt folgender Grundsatz: Versuchen nicht, besser zu sein als andere, aber der Beste, der Du heute sein kannst. Geh weg vom Fokus auf Kompetenzen hin zu innerer Klarheit über Deine Werte, Deine Vision und Team förderndes Verhalten.
Rem tene, verba sequentur / Marcus Porcius Cato Censorius, genannt Cato der ältere, auch Cato der Censor, 234 v. Chr. Bis 149 v. Chr. Rom, Feldherr, Schriftstellen und Staatsmann
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