Als letzter verbliebener Mönch lebt Pater Roberto im abgeschiedenen Convento Santa Maria del Bigorio. Das Kapuzinerkloster im Südtessin ist für Wanderer ein attraktives Ausflugsziel. Es ist aber auch der Ort, wo Unternehmenscoach Monica Camuglia mit der Spitze des Unternehmens die Firmenkultur gestaltet.
Von Christian Schiller
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Die KVT-Fastening AG mit Sitz in Dietikon hat bewegte Jahre hinter sich. Das Unternehmen geriet im Zuge der Globalisierung zunehmend unter Druck. Die Konsequenz: Nach verschiedenen Strukturwechseln übernahm zuletzt eine Finanzgesellschaft die KVT-Fastening, um sie nach der Sanierung wieder zu verkaufen. Dann der Wechsel zurück zu einem familiengeführten Schweizer Konzern: eine Erlösung – allerdings belastet durch Gerüchte um einen Standortwechsel. Das waren viele Veränderungen für ein Traditionsunternehmen, das im Bereich Verbindungstechnik zu den Branchenleadern in der Schweiz gehört. Entsprechend gross war und ist die Verunsicherung bei den knapp 90 Angestellten.
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Nachhaltige Unternehmenskultur schaffen, die Mitarbeitende motiviert
«Es war an der Zeit, Ruhe durch eine klare Orientierung und neue Perspektiven für das Unternehmen und auch für die Mitarbeitenden zu schaffen», sagt Roland von Arb, CEO der KVT-Fastening AG. Eine Perspektive, die, wie von Arb betont, auf nachhaltige Unternehmenswerte aufbaut, mit denen sich die Mitarbeitenden identifizieren. Mit Monica Camuglia von Contradanza hat der CEO eine erfahrene Moderatorin und Coach an Bord geholt, um gemeinsam eine neue Vision für das KVT-Team auszuarbeiten, die auf «Value Based Leadership» gründet. «Denn Unternehmenskultur und Werte einer Firma sind essenzielle Erfolgsfaktoren», ist von Arb überzeugt.
«Möchte ein Unternehmen einen internen Kulturwandel vollziehen, ist es von zentraler Wichtigkeit, eine Vision zu haben, die sich aus den Bedürfnissen der ganzen Belegschaft heraus entwickelt und dadurch die Mitarbeitenden motiviert, sich persönlich einzubringen», so der Executive Coach Monica Camuglia. Dabei stünden nachhaltige Werte im Vordergrund: «Das Denken, Fühlen und Handeln im 21. Jahrhundert birgt viele Chancen und Lösungen und gibt plausible Antworten auf komplexe Fragen der Unternehmensentwicklung.» Eine höhere Motivation, mehr Freude an der Aufgabe, Vertrauen anstelle von Kontrolle, mehr Freiheit in den Entscheidungen – und damit verbunden mehr Verantwortung für die Ergebnisse – seien einige der wichtigsten Erfolgsfaktoren eines Unternehmens der heutigen Zeit.
Raus aus dem gewohnten Arbeitsumfeld
Und so ist es auch kein Zufall, dass Monica Camuglia das abgeschiedene und idyllisch gelegene Convento Santa Maria del Bigorio im Südtessin als Seminarort ausgesucht hat. «Ethik und Sinngebung waren einst Domänen der Kirche – heute sind auch Unternehmen in der Verantwortung von nachhaltiger Kulturgestaltung.» In der Wirtschaft werde immer stärker wertorientiert gedacht. Und das sei eminent wichtig: Die Menschen bräuchten Orientierung und Sinngebung auch in ihrer Tätigkeit, so die Geschäftsführerin von Contradanza.
«Es war uns klar, dass wir in diesem wichtigen Prozess aus unseren eigenen Räumlichkeiten herauskommen müssen», sagt Roland von Arb. Dabei gehe es auch um ein Stück Vergangenheitsbewältigung der Firma. Das Kapuzinerkloster sei dafür ein idealer Ort – von der Umgebung bis zur Infrastruktur. Wir haben hier alles, was wir benötigen, um mit einer gewissen Distanz die notwendigen Prozesse zu überdenken und Massnahmen zu definieren.» Er glaube im Übrigen, dass es vielen Firmen gut tun würde, ihre Vision zu überdenken. «Mit entsprechender Sorgfalt und Methodik kann in kurzer Zeit ein messbarer Erfolg erzielt werden.»
Mitarbeitende sind stark eingebunden
Neben dem Kader sind auch Vertreter der Mitarbeitenden ins Tessiner Kloster gereist. Sie werden das neue kulturelle Leitbild des Unternehmens mitentwickeln. Denn dass die Führungsetage nicht alleine eine neue Identität schaffen kann, dessen ist sich von Arb bewusst. «Wir müssen die ganze Firma ins Boot holen, um ein neues Wir-Gefühl herbeizuführen.» Der globalisierte Markt fordere immer grössere Flexibilität, dies müssten auch die Mitarbeitenden mittragen können und wollen. Dieses Bewusstsein sei noch nicht bei allen vorhanden. Nun gelte es, gemeinsam den Kulturwandel zu vollziehen, so der CEO.
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Bewusstsein für Eigenverantwortung im Job schaffen
Die drei Tage im Kapuzinerkloster sind Grundlage und Startschuss für verschiedene weitere Workshops und Transformationsprojekte zugleich. Einer der zentralen Aspekte aller Massnahmen ist die Selbstreflexion. Denn: «Es sind nicht die Tatsachen, die uns am meisten belasten», sagt Monica Camuglia, «es ist unsere Sicht darauf.» Im Rahmen der Workshops soll ein erweitertes Bewusstsein für die eigene Wirkung im Team, den persönlichen Stil im Umgang mit Herausforderungen und die Eigenverantwortung für Betriebsklima und Erfolg geschaffen werden. Das ist die Basis für unternehmerisches Denken, die es dem Kader wie auch den Mitarbeitenden ermöglicht, sich selbst und die eigenen Ressourcen zielorientiert zu managen.
Eine Entwicklung, die Pater Roberto gerne unterstützt: «Wir wollen allen Menschen die Gelegenheit geben, die inspirierende Kraft dieses Ortes für eine bessere Welt zu nutzen.» Wenn das Kloster dazu beitragen könne, dass Menschen ihre Unternehmensziele gemeinsam erreichen, freue ihn das. Und Monica Camuglia ergänzt: In erster Linie gehe es darum, der Hektik des Alltags zu entfliehen, um sich auf das Wesentliche im Sinne von Kulturwandel und Menschlichkeit konzentrieren zu können. «Ich biete zwar Meditationsübungen in den Ruhephasen an, diese sind aber freiwillig.» Ein stiller Spaziergang im Wald diene dem Zweck auch. Wesentlich sei es, einen Zugang zu tiefer liegenden Motivatoren zu finden.
Change wird zur Normalität
«Grundsätzlich, und das ist das Wichtigste, tragen wir in diesen ersten Kloster-Workshops Gedanken zusammen, verdichten, strukturieren und priorisieren – immer mit dem Ziel vor Augen, eine gesunde Unternehmenskultur zu etablieren», sagt Monica Camuglia. Mehr Engagement und mehr Freude würden auch zu konstanten Leistungen führen. Entscheidend sei, dass die Meinungen von Kader und Mitarbeitenden-Vertretern gleich viel Gewicht hätten. Denn sie gestalten gemeinsam ein Unternehmen, das lebt, sich bewegt und in dem «Change zur Normalität wird – für alle».
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