Wie viel Wohlstand brauchen wir?

„Mein Haus, mein Auto, mein Boot. Wie viel Wohlstand wollen wir in Zukunft haben?“ Diese Frage stellt prof. Dr. Horst Opaschowski im Hotel Seedamm Plaza am 23. Januar.

Wie viel Wohlstand brauchen wir? Gerade an den Ufern der Schweizer Seen ist dies eine provokante Frage. In klaren Worten, untermalt von einem Set empirischer Recherchen meint Dr. Opaschowski, der Zukunftswissenschaftler, dass wir hier im Schlaraffenland leben zumindest was Wohlstandskriterien wie Arbeitsplatzsicherheit, Freiheit, Frieden und Lebensqualität angeht. Damit hat er allerdings nichts über Zufriedenheit oder Gesundheit gesagt. Denn gerade hier stellt sich bei seinen Studien heraus, dass die Heimischen überhöhte Ansprüche stellen und Wohlstand nicht zwingend gesund macht.

Stellen wir uns die Frage einmal selbst. „Wie viel Wohlstand brauchen wir?“ Nun, es geht nicht darum, den Wunsch nach schönem Eigentum zu verteufeln. Wir stellen hier auch nicht die gesellschaftskritische Frage des Preises für diesen Wohlstand. Sondern wir stellen uns ganz einfach der volksnahen Frage, wie viel wir brauchen, damit wir uns in der eigenen Haut wohl fühlen. Denn solange wir hungrig sind, werden wir den Drang verspüren, mehr von dem, was uns vermeintlich fehlt, zu bekommen.

Hunger ist der Motor für Wissenschaft, Kunst, Spiritualität genauso wie wirtschaftliches Wachstum, Materialismus und Konsum. Angst, Hunger und Sehnsucht sich die Triebkraft wunderbarer Entwicklungen, Leistungen und Erfolge. Folglich ist es nicht per se falsch, sich hungrig zu fühlen und zu versuchen, den Hunger zu stillen.

Die Kruks am Hunger nach materiellen Werten ist nur, dass er sich nicht stillen lässt! Die Studien zeigen, dass der Drang nach Haben progressiv mit den Möglichkeiten zunimmt. Hingegen soll ein Sättigungsgefühl primär durch Familienwerte und freundschaftliche, dauerhafte Beziehungen und, ob man es glaubt oder nicht, durch Verantwortung und Verbindlichkeit entstehen. Überrascht das?

Das würde zumindest erklären, warum mein Nachbar, ein emigrierter Familienvater mit einem mässigen Einkommen, einer loyalen und treuen, fleissigen Frau, einem Sohn, der immer wieder mal eine Medaille im Kunstturnen nach Hause trägt und einer Tochter, die gerade angefangen hat, an der Uni Zürich Jus zu studieren, auf mich so zufrieden wirkt. „Grossen Luxus leisten wir uns nicht. Aber an Weihnachten und Ostern ist die Familie jeweils eine Woche beisammen, da lässt keiner etwas dazwischen kommen“, sagt Papa stolz und sein Glück lacht förmlich aus ihm heraus.

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by netsolution.ch